Unser Herz (Team), mein Herz schlägt für die Menschen hier und ich kann mir nicht vorstellen irgendwo anders zu sein. Doch der Alltag ist nicht immer Sonnenschein, sondern teilweise herz-zerreißend und ich brauche wirklich eure Gebete. Bitte betet für Kraft und Weisheit mit den Spannungen und Unterschieden in einer anderen Kultur richtig umzugehen.
Die Philippinen ist ein dritte Welt Land und mich erschlägt dies manchmal. Es gibt sehr viele reiche Leute, aber auch ebenso sehr viel arme. Es gibt eine kleine wachsende Mittelschicht. Wir arbeiten unter einem der ärmsten Stämme hier im Land.
Dies erlebe ich praktisch jeden Tag im Dorf bei meiner Familie. Meine Eltern haben 8 Kinder, davon 5 noch am studieren/lernen. Zwei können keine Arbeit finden und einer hat bereits 3 eigene Kinder. Die Eltern haben kein eigenes Land, sondern pächten. In den Bergen bewirtschaftet sie mit Hand-Arbeit schwieriges Gelände. Auf steilen Hängen wird von Hand Reis und Mais angepflanzt. Aufgrund der Lage, können keine Tiere oder Maschinen eingesetzt werden und es ist harte Arbeit in der Tropenhitze. Der Ertrag ist nur gering.
Das Haus ist sehr einfach, nur Staubboden. Die Betten sind einfach nur Holzbretter auf Stelzen, darauf eine Isomatte. Ich teile mir das Bett mit 2, manchmal drei Mädels. Zu viert ist das 1,5m breite Bett recht eng, umgedreht wird gleichzeitig. Im Haus ist eigentlich nur der Schlafraum, der durch Vorhänge von dem Bereich der Eltern und der anderen Geschwister abgetrennt ist. Das Leben spielt sich draußen ab. Küche, Toilette, Tisch usw. ist alles im Freien. Gekocht wird über Feuer.
Wir überspringen oft Mahlzeiten, da nicht genug Geld da ist, um Essen zu kaufen. Ein Sack Reis mit 50kg kostet 37 Euro. Das reicht gerade mal 3 Wochen. Wir essen Abends oft sehr spät, manchmal nach 22 Uhr weil es so lange dauert Geld aufzutreiben. Oft teilen wir uns einen kleinen gebratenen Fisch zu fünft. Das ist unsere einzige Beilage zum Reis. Oft gehen wir noch hungrig ins Bett.
Mein 16-jähriger Bruder ging ohne Frühstück zur Schule, weil wir nichts hatten. Bis 16 Uhr geht sein Unterricht. Geld um sich ein Mittagessen zu kaufen, hatte er nicht.
Dies ist mein Alltag im Dorf, Leben live mit der Familie. Oft bricht es mein Herz und ich könnte einfach nur heulen und tu es auch, weil es mich innerlich total zerreißt.
Kann ich denn nichts machen? Wie können andere helfen? Das ist das andere Problem, das mich zerreißt. Ich helfe der Familie bereits. Ich gebe ihnen monatlich was und helfe auch so viel mit. Ich koche oft und besorge selber die Lebensmittel. Ich helfe immer wieder mal Strom-Wasserrechnung aus, oder kaufe einen Sack Reis. Ich bin nicht reich, aber ich könnte mehr geben oder tun.
Kulturell ist es aber eine Gradwanderung. Filipinos haben ein sehr starkes Gespür für „Schuld“. Wenn ich zuviel gebe, haben sie eine „immerwachsende Schuld“ mir gegenüber, auch wenn ich das so nicht empfinde. Wenn ich zuviel gebe, kreiere ich ein ungesundes Verhältnis und die Familie wird auch abhängig von mir. Auch bin ich nicht mehr so sehr Teil der Familie, sondern quasi bezahle für alles und ich erhalte die Familie. Das geht auch nicht. Wenn ich zuviel gebe, dann setze ich unsere Beziehung aufs Spiel. Ich habe den Status wie eines ihrer Kinder, das will ich nicht aufgeben, nur weil ich kulturell gesehen, zuviel gebe und quasi zu einem zahlenden Gast werde. So muss ich immer wieder eine gesunde Balance finden. Ich spüre manchmal, dass ich zurückschrauben muss, gerade als ich den Sack Reis gekauft habe. In dem Monat darf ich dann nicht zuviel anders machen, oder geben. Es ist schwer zu beschreiben, aber man spürt das.
Oft bricht mir das Herz und ich möchte schreien, weinen über diese Situation, doch ich kann nichts tun. Diese Spannung zerreißt mich manchmal fast. Das Einzige was mir dann bleibt, ist für sie zu beten und sie einfach zu lieben und so annehmen, mit ihnen leben – und das tu ich von ganzem Herzen.